DIE ROUSTEING ÄRA: DIE WICHTIGSTEN BALMAIN KAMPAGNEN

„Während wir diese Bilder aufnahmen, musste ich lächeln, als ich mir vorstellte, wie mein jugendliches Ich mit völligem Unglauben reagiert hätte, wenn jemand in der Zeit zurückgereist wäre, um mir zu sagen, dass ich eines Tages in einem New Yorker Studio sitzen und Steven Klein dabei zusehen würde, wie er Cindy, Claudia und Naomi für meine Frühjahr 2016 Kampagne fotografiert – diese vier einzigartigen Talente haben mich vom ersten Tag an inspiriert.

Als ich in Bordeaux zur Schule ging, waren es die Artikel über sie, die mir zum ersten Mal die erstaunliche transformative Kraft der Mode vor Augen führten. Noch heute, viele Jahre später, finden sich ihre Kultbilder oft auf den Moodboards in meinem Atelier (und in denen fast aller anderen Designer) wieder. Zu sagen, dass die Zusammenarbeit mit ihnen ein wahr gewordener Traum war, ist absolut keine Übertreibung.

Bei dieser Kampagne war es nie eine Frage, in welche Richtung es gehen sollte. Es war offensichtlich, dass es keiner besonderen Installation oder irgendwelcher Lichttricks bedurfte – Pascal, Steven und ich wussten, dass die einzigartige Kombination aus den Frühjahr 2016 Designs von Balmain und diesen starken Frauen mehr als genug war. Daher ist die Beleuchtung klar und direkt, und diese drei erstaunlichen Frauen stehen im Mittelpunkt.

Als ich sah, wie Cindy, Claudia, Naomi und Steven instinktiv zusammenarbeiteten, war ich beeindruckt von dem Selbstvertrauen, der Professionalität und der Anmut, die sie vor mir zeigten. Es bestand nie ein Zweifel daran, dass die endgültigen Bilder alles andere als perfekt sein würden. Wenn ich sie mir jetzt ansehe, stelle ich mir vor, dass diese Aufnahmen vielleicht eines Tages auch Teil des Moodboards eines zukünftigen Designers sein könnten.“

Olivier Rousteing 

„Meine Tage sind wie die aller anderen auch: Sie beginnen zu früh und enden zu spät. Und dazwischen habe ich manchmal das Gefühl, dass ich nur (zu spät) von einem Meeting (zu spät) zum nächsten hetze. Bei einem solchen Zeitplan wird die Schönheit von Paris, die mich als Kind und später als junger Student so sehr beeindruckte, allzu oft zu einem verschwommenen Bild außerhalb des Taxifensters, zu einer einfachen Kulisse für die tägliche Routine, zu etwas, das man gar nicht mehr wahrnimmt.

Aber 2017 haben sich die Dinge für mich geändert. Nach den Parlamentswahlen habe ich mich, wie so viele meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger, verstärkt mit der Frage beschäftigt, was es bedeutet, Franzose zu sein und warum wir uns entschieden haben, hier zu bleiben – und im Rahmen dieser Auseinandersetzung habe ich begonnen, das wiederzuentdecken, was schon immer hier war, einschließlich der Pracht der Straßen, die mich umgeben.

Diese Kampagne, eine meiner persönlichsten, habe ich mein „Pariser Tagebuch“ genannt. In zwei langen Tagen und einer nicht enden wollenden Nacht haben mein Team und ich die Stadt erkundet und sind von einem Arrondissement zum nächsten gewandert. Beginnend in der Rue François Premier 44 – dem historischen Sitz von Balmain – und mit Zwischenstopps an einigen Kultadressen der französischen Hauptstadt (Le Palais Royal, Le Saint Sulpice, Le Panthéon, La Place des Victoires ...) haben wir die Herbst 2017 Kollektion von Balmain eingefangen und die Mitglieder der vielfältigen und starken Balmain Army vor der zeitlosen Schönheit unserer Ville Lumière in Szene gesetzt.

Ich habe immer erklärt, dass ein Teil der Anziehungskraft der sozialen Medien für mich darin besteht, dass es dort keine Filter oder Mittelsmänner gibt, so dass ich direkt mit denjenigen kommunizieren kann, die sich für das, was wir schaffen, interessieren. Ich wollte diese Kampagne aus den gleichen Gründen fotografieren: die Bilder sollten meine Vision der neuesten Kreationen von Balmain sowie meine Liebe für die einzigartige Schönheit der Stadt, die ich mein Zuhause nenne, direkt widerspiegeln.“

Olivier Rousteing 

„Wie wahrscheinlich jeder schon gehört hat, ist Musik für mich sehr wichtig. Meine Notizen zu den Kollektionen heben fast immer die Lieder, Künstler und Genres hervor, die mich inspirieren, und viele der Kampagnen des Hauses haben sich auf Musik und Musiker konzentriert.

Vor ein paar Jahren habe ich mich dabei ertappt, wie ich mich mit einer besonderen, unausweichlichen – wenn auch meist unbemerkten – Art von Musik beschäftige: den allgegenwärtigen Noten und Beats, die fast jeden Moment unseres Lebens begleiten. Wir neigen dazu, die meisten Hintergrundgeräusche unserer Umgebung zu ignorieren, bis plötzlich etwas aus dem Ruder zu laufen scheint – aber ich habe mich selbst dazu gedrängt, auf diese Geräusche aufmerksamer zu sein, und daran gearbeitet, eine Art akustisches Inventar der Geräusche zu erstellen, die die verschiedenen Teile meines täglichen Soundtracks ausmachen. Diese verschiedenen Töne, Klingeln und Beats – zuschlagende Türen, Pieptöne in Spielen, brummende Motoren, klirrende Münzen, schleppende Füße – können uns, wenn sie zu unerwarteten Kombinationen zusammengefügt werden, helfen, über die unerwartete Schönheit im Alltäglichen nachzudenken, und uns an unsere vielen wechselnden Stimmungen und kleinen Vergnügen erinnern.

Ich war begeistert, als ich erfuhr, dass Jake und Ludwig meine Faszination für diese kleinen, aber kraftvollen Beats aus dem Alltag teilten, und ich freute mich sehr zu sehen, wie sie in der Lage waren, mit dem Potenzial dieser Klänge zu spielen, um dieses einzigartige Musikvideo für die Herbst 2018 Kampagne von Balmain zu kreieren. Um die Frische der Klänge zu unterstreichen, setzten wir auf eine Reihe von Talenten und kombinierten Ikonen wie Milla Jovovich und Daphne Guiness mit einer Auswahl junger, mutiger Künstler aus allen Teilen der Welt. Jeder von ihnen hat die Leidenschaft, den Mut, das Talent und das Selbstvertrauen, die sie zu perfekten Vertretern der modernen und integrativen Balmain Army von heute machen.“

Olivier Rousteing 

„Die Entscheidung für eine episodische Serie war für uns absolut sinnvoll. Nach all den endlosen Nächten mit endlosem Streaming während des Lockdowns war sich jeder im Balmain-Team der süchtig machenden Wirkung einer Dramaserie durchaus bewusst. Und ich fand es toll, dass wir durch die Wahl dieses Mediums Geschichten, Musik und Mode so nahtlos miteinander verbinden konnten. Michail, Catherine und Glenn schufen diese einzigartige Geschichte und Bradley & Pablo sorgten dafür, dass sie perfekt erzählt wurde. Es freut mich besonders, dass ihre Figuren das einzigartige Potenzial von Freundschaft und künstlerischem Schaffen hervorheben, das uns aus dunklen Momenten herausholen kann – eine Lektion, die viele von uns im vergangenen Jahr gelernt haben. Die Besetzung hätte nicht besser sein können. Tommy Dorfman, Ajani Russell und Charles Melton sind einfach großartig. Das gilt auch für Jesse Jo Stark – und ihre wunderbare Musik lief in meinem Kopf monatelang in einer Dauerschleife.

Ich finde es toll, dass ‚Fracture‘ uns geholfen hat, ein viel breiteres Publikum zu erreichen und gleichzeitig denjenigen, die das Haus bereits kennen, eine neue Möglichkeit zu bieten, Balmain zu erleben. Und so unerwartet diese Kampagne als Serie auch sein mag, so gut gefällt mir auch, dass ‚Fracture‘ tatsächlich auf einer langen und ausgeprägten Hausgeschichte aufbaut. Pierre Balmain liebte es, mit seinen Entwürfen Geschichten zu erzählen. Er arbeitete an den Kostümen für eine Vielzahl von Ballett- und Theaterstücken und war für die Garderobe von über fünfzig europäischen und amerikanischen Studioproduktionen verantwortlich. Und genau wie wir scheint auch unser Gründer keine Angst davor gehabt zu haben, die Grenzen seiner Zeit zu überschreiten. Während andere Pariser Modeschöpfer sich zum Beispiel weigerten, die junge Brigitte Bardot einzukleiden, weil sie befürchteten, dass es ihren Kunden unangenehm wäre, die Entwürfe ihres Hauses auf einer ‚vulgären Leinwand‘ zu sehen, war Pierre Balmain mehr als glücklich, für einige der Kultrollen dieses Stars Kleider zu entwerfen. Und Balmains Entwürfe für ‚Die Millionärin‘ – die Sophia Lorens berühmte Kurven eindeutig betonten – könnten einer der Gründe gewesen sein, warum der Film schließlich als ‚nicht für Kinder geeignet‘ eingestuft wurde.

Olivier Rousteing